Gegründet wurde die Sebastiansschützengesellschaft am 29. Juli 1992 mit dem Ziel, gemeinsam mit den Familien der Mitglieder nicht nur dem Interesse am Sportschießen zu frönen, sondern auch ein geselliges Vereinsleben durchzuführen.
In Wernigerode, der Bunten Stadt am Harz, sind bereits im Jahr 1406 Schützen urkundlich erstmals in einem Vertrag des Grafen von Wernigerode erwähnt. Im Jahr 1451 gibt es sogar die erste Erwähnung einer Sebastiansbruderschaft in den Kirchenbüchern, aus der später die Schützengesellschaft hervorgegangen ist.
Warum gibt es uns eigentlich als „Sebastiansschützen“? Der Heilige Sebastian war ein Offizier in der römischen Armee sollte um 288 auf Befehl des Kaisers durch Bogenschützen wegen seines christlichen Glauben getötet werden. Dadurch wurde der Pfeil zu seinem Symbol und er selbst nach seinen Tod als Märtyrer der Schutzheilige der Schützen. Bei einer Pestepedemie wurden seine Gebeine in einer Prozession mitgeführt. Danach erlosch die Epedemie. Deshalb ist er seit fast 1.500 Jahren der Schutzheilige der Pestkranken.
Im Mittelalter bildeten sich in Europa viele Sebastiansbruderschaften. Sie halfen zuerst den Kranken und Sterbenden und versorgten sie. Sie ließen nach dem Tode Messen für die Verstorbenen in der Kirche lesen. Nach dem damaligen Verständnis sicherten die mit diesen Seelgedächtnissen den Einzug der Verstorbenen in das Paradies. Neben dem Schutz des Lebens und der Gesundheit der Mitbürger verteidigten sie ihre Heimtstädte auch gegen angreifende Feinde. So wurden sie gleichzeitig Helfer für Kranke bei Seuchen und ebenso die Beschützer ihrer Mitbürger gegen Angreifer.
Diesen Traditionen der Vorfahren folgend, wollen wir am Leben der Stadt aktiv teilhaben, und um unsere Mitglieder kümmern und mit Stolz unseren Sport betreiben. Für uns kommt „Schützen“ nicht zuerst von Schießen, sondern von Schutz.
Nach der Vereinsgründung haben wir zuerst einen funktionierenden Sportbetrieb und ein aktives Vereinsleben aufgebaut. Aber ohne eigene Räume war das sehr schwer. Dann erhielten wir 1992 das Angebot, die ehemaligen Räume der Abfallwirtschaft in der Schmatzfelder Straße zu nutzen. Gern haben wir den alten Saal einige Zeit wieder für unsere Veranstaltungen aktiviert, aber am Ende waren wir dem Aufwand für den Kauf und Umbau des rund einhundert Jahre alten ehemaligen Gasthauses nicht gewachsen.
Die geselligen Veranstaltungen wurden dann in das – heute abgerissene – Gasthaus „Zum Salzbergtal“ in der Salzbergstraße verlegt. Hier fanden Mitgliederversammlungen, der Sebastiansempfang, der Sebastiansball und natürlich auch das Wildschweinessen statt. Die Veranstaltungen aus dieser Zeit entwickelten sich im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil unseres Vereinslebens. Wir haben diese Veranstaltungen immer der Entwicklung des Vereins und den Veränderungen der Zeit angepaßt.
Eine lange Freundschaft verbindet uns mit der Liv-Ullmann-Schule für geistig und körperlich behinderte Kinder in der Walther-Rathenau-Straße. Von der Unterstützung für den notwendigen Neubau der Schule an hat die Verbindung in mehr als drei Jahrzehnten bis heute viele Höhen und Tiefen durchlebt. Die Verbindung zur Liv-Ullmann-Schule wurde im Jahr 2014 im Rahmen eines gemeinsamen Projektes zum inklusiven Bogensport der Schüler der Schule und der Jugendgruppe der Schützengesellschaft neu belebt. Hier können die Schüler der Schule zusammen mit der Jugendgruppe trainieren. Für dieses Projekt konnte die „Aktion Mensch“ als Sponsor gewonnen und den Kindern und Jugendlichen individuelle Sportgeräte zur Verfügung gestellt werden. Mit weiterer Unterstützung konnte aus diesem nur für ein Jahr geplanten Projekt eine dauerhafte Arbeitsgemeinschaft gebildet werden.
In den Jahren von 1995 bis 2002 haben wir zusammen mit den Nöschenröder Schützen ein gemeinsames Schützenfest im Christianental ausgerichtet. Diese Partnerschaft wurde 2003 beendet.
Nach mehreren Ideen haben wir 1997 auf dem Gelände der Gärtnerei Zimmermann am Kupferhammer einen Luftdruckschießstand errichtet und eingeweiht. Für die nächsten Jahre war diese Sportstätte ein wichtiger Bereich der Vereinsarbeit. Aber die beschränkten Möglichkeiten ließen immer wieder die Augen der Mitglieder auf die Suche nach einem richtigen Schützenhaus gehen. Viele Projekte wurden überdacht, aber die Abwägung der Möglichkeiten mit den Anforderungen ließ alle Ideen scheitern. Durch eine Anzeige in der Zeitung Anfang 2001 fiel der Blick auf die alte Wetterwarte im Veckenstedter Weg. Nach einem Vertragsabschluß mit der Stadt Wernigerode wurde das Haus innerhalb nur eines Jahres komplett in ein Schützenhaus mit Saal und Küche umgebaut. Anschließend entstanden in den folgende Jahren noch neue Toiletten, ein Luftdruckschießstand im Keller, eine Terrasse hinter den Haus und zuletzt ein Bogenplatz auf der Wiese.
Im Jahr 2014 ist auf der Westseite des Granitgebäudes ein größerer Anbau entstanden. Damit kann der Zugang zum Schützenhaus jetzt über diesen neuen Eingang erfolgen. Der Anbau wurde bewußt als neuer Fachwerkbau in der Fachwerkstadt Wernigerode gestaltet. In den Gefachen der Fachwerkwände wurden auf der Innenseite Vitrinen eingerichtet, um Pokale, Urkunden und Erinnerungsstücke aus der Vereinsgeschichte zu präsentieren. Die Vitrinen können aus für Ausstellungen genutzt werden. Ein Beleg dafür ist die Ausstellung der Klöppelgruppe des Harzklub Wernigerode im Winter und Frühjahr 2023 zu 2024. Die Damen der Klöppelgruppe nutzen unser Schützenhaus zweimal im Monat für ihre gemeinsamen Arbeitsstunden.
Seit der Eröffnung des Luftdruckschießstandes mit sechs Bahnen im Schützenhaus nutzen wir diesen für eigene Wettbewerbe und stellen ihn dem Kreisschützenverband, dem Kreissportbund und dem Landesschützenverband für Wettbewerbe und Lehrgänge zu Verfügung. Besonders beim Frühlingspokal im April und beim Wettkampf um die Wappenscheibe im September waren zur Zeit der Austragung dieser Wettkämpfe viele Vereine bei uns zu Gast.
2009 haben wir das Bogenschießen begonnen. Damit können wir heute das Sport- und Bogenschießen in den Disziplinen mit Luftdruck, Kleinkaliber, Großkaliber und Vorderlader sowie mit verschiedenen Bogendisziplinen betreiben.
Im Januar 2018 ist die Sebastiansschützengesellschaft erstmals Ausrichter für die Landesmeisterschaft im Bogensport in der Halle. Mehr als 200 Bogensportler aus Sachsen-Anhalt hatten sich zum Wettkampf in der Stadtfeldhalle angemeldet. Mit Unterstützung der Stadt Wernigerode und durch viele Helfer aus den Reihen der Bogensportler konnte dieses sportliche Großereignis erfolgreich umgesetzt werden.
Wir haben ein buntes Vereinsleben mit vielen wiederkehrenden internen und öffentlichen Veranstaltungen. Neben den zahlreichen Terminen für das Sport- und Bogenschießen in den einzelnen Disziplinen gehörten der Sebastiansempfang, das Osterfeuer, die Walpurgisfeier, das Familienfest zu Christi Himmelfahrt, das Wildschweinessen, die Weihnachtsfeier und viele andere ganz natürlich dazu.
Wir sehen uns gemeinsam mit vielen anderen Vereinen als fester Bestandteil im sportlichen und gesellschaftlichen Leben der Stadt Wernigerode und wollen uns an der Gestaltung der Zukunft in unserer Heimatstadt aktiv beteiligen.